Städtisches Petr-Bezruč-Kulturhaus

Die Handels- und Gewerbekammer entstand Mitte des 19. Jahrhunderts, um die Händler und Gewerbetreibenden in Schlesien zu unterstützen. 1906 wurde beschlossen, ein neues, repräsentatives Gebäude zu bauen, das den Aktivitäten der Handels- und Gewerbekammer dienen sollte. Das Gebäude sollte auf dem sog. Glacis gebaut werden, einer von der Wiener Ringstraße inspirierten und für den Bau von Häusern und öffentlichen Gebäuden vorbehaltenen Straße, und zwar nach dem Konzept des ehemaligen Stadtarchitekten Eduard Labitzky.

An dem öffentlichen Wettbewerb für den Entwurf des neuen Gebäudes nahmen Wiener Architekten wie Oskar Czep, Siegfried Kramer, Rudolf Sowa oder Arnold Karplus teil. Gewinner des Wettbewerbs wurde schließlich der in Krnov geborene Leopold Bauer mit seinem Entwurf des Palastes Emma. Der in Wien tätige Bauer, ein Schüler von Carl Hasenauer und Otto Wagner, der in Opava auch das Kaufhaus Breda & Weinstein und die Hedwigskirche entwerfen sollte, entwarf neben dem Gebäude selbst auch die anliegende Parkanlage und das Interieur einschließlich der einzelnen Einrichtungen wie Leuchten, Ziergitter und Beschläge. Der elegante, neoklassizistische Bau wurde dann zwischen 1908 und 1910 von der Baufirma Alois Geldner gebaut. Das Gebäude der Handels- und Gewerbekammer in Opava war damals eines der modernsten und zweckmäßigsten Kammergebäude in der ganzen Monarchie.

Das 33 x 33 Meter große Bauwerk bestand aus zwei Flügeln unterschiedlicher Höhe mit einem Grundriss in T-Form und einem Mansardendach. Die klassizistische, palastartige Vorderfront des Gebäudes, die mit vier toskanischen Säulen und drei hohen Fenstern versehen ist, wird durch vier überlebensgroße männliche Figuren verziert, die die Handwerke symbolisieren. Die Figuren sind ein Werk des Bildhauers Josef Obeth, der auch die sechszehn Sandsteinreliefs an der Fassade geschaffen hat. Diese zeigen Kinderfiguren als Allegorien schlesischer Städte, wobei die Tafeln mit den Namen der Städte, die sich ursprünglich unter den Reliefs befunden hatten, während des Zweiten Weltkriegs entfernt wurden. Die metallische Ummantelung der Eingangstür, die von dem angesehenen Wiener Bildhauer und Designer Gustav Gurschner hergestellt wurde, ist ebenfalls mit zahlreichen Reliefs geschmückt. Die oberen drei Teile in den Fenstern an der Vorderfront sind mit Glasmalereien nach dem Entwurf von Adolf Zdrazila verziert, die von der Firma Richard Schlein aus Hrádek hergestellt wurden. Sie zeigen neun Frauenfiguren, die die einzelnen, für Schlesien typischen Handwerke symbolisieren.

Zentrum des dreigeschossigen Bauwerks ist die lichtdurchflutete Halle mit einem dreiarmigen Treppenhaus, von dem aus alle anliegenden Räume erreicht werden können. Die reiche Stuckausschmückung der Halle ist ein Werk von Adolf Kohler. Die Schlosser- und Schmiedearbeiten wurden von Franz Pohl und Ludvík Blucha aus Opava gemacht. Außerdem beteiligte sich die Steinmetzfirma Kubitschek & Binder an der Ausschmückung und die Kronleuchter wurden von der Firma Melzer & Neuhardt aus Wien hergestellt.

Die Handels- und Gewerbekammer saß im Gebäude bis zu ihrer Auflösung 1949. Danach wurde das Objekt verstaatlicht und funktionierte als Petr-Bezruč-Kulturhaus. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde das Gebäude etappenweise saniert und restauriert. Im Erdgeschoss befinden sich heute außer den Amtsräumen die zentrale Stadtbibliothek und der öffentliche Lesesaal, im oberen Geschoss befinden sich ein repräsentativer Salon und der Vorraum zum Orgelsaal. Dieser wird heute außer zu Konzert- und Kulturveranstaltungen vor allem zu Hochzeitszeremonien genutzt.