St.-Wenzel-Kirche

Eines der ältesten Kirchengebäude in Opava, gebaut ursprünglich in der Nähe des nördlichen Abschnitts der alten Stadtmauer. Heute befindet sich dieses zweitgrößte Kirchenobjekt in Opava zwischen der Pekařská-, Mnišská- und Solná-Straße. Die bewegte Geschichte der Kirche war oft mit den tragischen Ereignissen in der Stadt verbunden und ist bis heute erkennbar.

Nach einer Hypothese wurde die Stelle, an der sich heute die Kirche befindet, bereits tief in der Vergangenheit sakral genutzt. Die Entstehung der Kirche und des anliegenden Klosters kann jedoch erst auf 1291 datiert werden, als der Troppauer Herzog Nikolaus I., ein außerehelicher Sohn des böhmischen Königs Přemysl Otakar II., den Dominikanern eine Urkunde zur Gründung dieser Bauwerke ausstellte. Die Bauarbeiten an der gotischen Kirche aus Bruchstein dauerten mehrere Jahrzehnte und wurden erst unter Nikolaus II. abgeschlossen. Auf seinen Wunsch wurde die Kirche, die dem heiligen Wenzel geweiht ist, 1336 von dem Olmützer Bischof eingeweiht. Die Kirche hatte damals die Gestalt einer dreischiffigen Basilika, deren Raum durch acht in zwei Reihen angeordnete Pfeiler gegliedert war. Im langen und hohen Presbyterium mit einem fünfeckigen Abschluss und zwei Seitenkapellen sind einige der ursprünglichen Elemente bis heute erhalten geblieben. Neben dem Fenstermaßwerk in Form eines Kreises mit Fünfblatt und den drei romanischen Fenstern im äußeren Mauerwerk der südlichen St.-Dominik-Kapelle, die später eigenmauert wurden, sind es vor allem die wertvollen Fresken. Die erhalten gebliebenen gotischen Wandmalereien stellen zwei Legendenzyklen über Johannes den Täufer und den heiligen Stephan sowie das einmalige, mit der Inschrift „Nicolaus pictor“ versehene Abbild des Malers selbst dar.

Während des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche mehrmals durch Feuer beschädigt und neue Dachbinder mussten angeschafft werden. Zugleich wurde die Sakristei auf der nördlichen Seite des Presbyteriums in die Heilig-Kreuz-Kapelle, bekannt auch als Mährische Kapelle, umgewandelt. Hier fanden die Predigten in tschechischer Sprache statt. 1556 wurde die Kirche erneut durch Feuer beschädigt und kurz nach dem Abschluss des mehr als zwanzigjährigen Wiederaufbaus von den Lutheranern ausgeplündert. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde die St.-Dominik-Kapelle im Stil der Renaissance umgestaltet und durch eine Wand in die Sakristei und die Mošovský-Kapelle geteilt (das Geschlecht der Mošovskýs hatte in der Kirche ihre Familiengruft). Kurz danach wurde vor der nordwestlichen Fassade ein eckiger Glockenturm mit Renaissance-Attika errichtet. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden Kirche und Kloster von den Truppen des Jägerndorfer Herzogs Johann Georg ausgeplündert und in einen Pferdestall umgewandelt. Die Situation wiederholte sich nur einige Jahre später, als die dänischen Truppen in Opava einmarschierten. Bei der Rückeroberung der Stadt durch Albrecht von Wallenstein wurden Kirche und Kloster von einem Brand heimgesucht, der die Dächer zerstörte und den Glockenturm beschädigte. Die Reihe der Katastrophen, die das Objekt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts heimsuchten, wurde durch den Brand von 1651 fortgesetzt. Der große Brand, der 1689 Opava zerstörte, ließ aber Kirche und Kloster unberührt, so dass ihre barocke Umgestaltung fortgesetzt werden konnte. Der Höhepunkt dieser Umgestaltung war der radikale Umbau beider Bauwerke im Stil des Barock, der nach 1732 stattfand.

Bei diesem Umbau wurde vor allem das alte gotische Gewölbe im Schiff und Presbyterium durch ein neues Tonnengewölbe ersetzt und die Zwischenschiffsarkaden erhielten halbrunde Bögen. Hauptschiff und Presbyterium wurden mit Fresken ausgeschmückt, die Szenen aus dem Leben des heiligen Wenzel darstellten und von dem Breslauer Maler I. Depée und dessen Helfer F. K. Sambach gemalt wurden. Depée schmückte die Seitenwände des Schiffes mit Szenen aus dem Leben des heiligen Dominik und der Geschichte der Dominikaner aus und M. Schwegel ergänzte die Wandmalereien mit ornamentalem Dekor. Der neue Hauptaltar und einige Seitenaltäre wurden von dem Bildhauer J. J. Lehner geschaffen. Gerade die Altäre erlitten jedoch neben dem Dach und den Dachbindern die größten Schäden, als 1758 während der preußischen Besetzung der Stadt ein Feuer ausbrach. Der darauffolgende Wiederaufbau stellte in der Geschichte der Kirche nur noch den Epilog dar.

Nach dem letzten Gottesdienst im Jahr 1786 wurden Kirche und Kloster aufgehoben, die Kirche wurde in einen militärischen Lagerraum umfunktioniert und in ihrem Inneren wurde zu diesem Zweck eine dreigeschossige Holzkonstruktion errichtet. Im darauffolgenden Jahrhundert wurden einige Teile der Kirche, z. B. der Glockenturm oder die Loreto-Kapelle vom Ende des 17. Jahrhunderts, die sich an der Westfassade befand, liquidiert. Das Eingangsportal wurde durch ein breites Tor für die Einfahrt der Fahrzeuge ersetzt. Später wurde der polygonale Abschluss des Presbyteriums durch eine gerade Wand ersetzt. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert verließ das Militär die Kirche. Die begonnenen Sanierungsarbeiten wurden jedoch durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Die Kirche wurde wieder dem Militär übergeben und so blieb es auch in der Zwischenkriegszeit. Während der deutschen Besetzung wurde die Kirche von der Wehrmacht genutzt. Die Bemühungen des Vereins „Jednota pro obnovu kostela sv. Václava“ (Verein zur Wiederherstellung der St.-Wenzel-Kirche) wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch den kommunistischen Putsch zunichte gemacht und die ehemalige Kirche diente nun als Lagerraum für die Kulissen des Schlesischen Theaters und später für die Waren eines Kaufhauses. Im Zusammenhang mit der Rekonstruktion des Klostergebäudes und dessen Umfunktionierung zum Haus der Künste wurde am Ende der 1960er Jahre auch die Rekonstruktion der Kirche begonnen, die als Ausstellungsraum oder Konzertsaal genutzt werden sollte. Die schrittweise durchgeführte Sanierung des Objekts wurde 1999–2001 mit der Wiederherstellung der Fassaden und fünf Jahre später mit einer gründlichen Konservierung des Kircheninnenraumes abgeschlossen. So ist die Kirche heute ein Ort für verschiedene Kultur- und Gesellschaftsveranstaltungen sowie ein Zeuge einer reichen Geschichte voller Verwandlungen und Veränderungen. Der Betrieb der Kirche wird heute von der Kulturorganisation Opava gewährleistet.