St.-Adalbert-Kirche

Die barocke St.-Adalbert-Kirche, die heute auf der Ostseite des Niederrings steht, ersetzte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine ältere gotische Kirche, die sich an derselben Stelle befunden hatte. Die St.-Adalbert-Kirche wird zwar erst 1429 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, ist aber wahrscheinlich schon vor 1350 im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Niederrings als eine Filialkirche der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt entstanden und hat dem Deutschritterorden gehört. Die Informationen über das Aussehen und die Innenausstattung der alten Kirche sind bescheiden. Besser dokumentiert ist das Schicksal der Kirche während der Reformation im 16. Jahrhundert, als sie immer häufiger als St.-Georg-Kirche bezeichnet wurde. In der Kirche, die für die tschechische Bevölkerung von Opava vorgesehen war, wirkte bereits 1532 ein lutherischer Geistlicher. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche infolge der Gegenreformation zwar geschlossen, aber die Protestanten erzwangen ihre Wiedereröffnung. Obwohl die Positionen der Protestanten nach der Niederschlagung der Rebellion in Opava im Jahr 1607 vorübergehend geschwächt waren, wurde ihnen zwei Jahre später die Kirche nach dem Erlass des Majestätsbriefs Rudolfs II. und der Einführung der Religionsfreiheit zurückgegeben.

Die Protestanten sollten sich über ihre neugewonnene Freiheit nicht lange freuen. Nach dem Ende der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges und der Niederschlagung des böhmischen Ständeaufstands im Jahr 1620 wurden auch in Opava auf Initiative des Troppauer Herzogs Karl I. von Liechtenstein Rekatholisierungsmaßnahmen getroffen. Die protestantischen Geistlichen wurden ausgewiesen und die Jesuiten wurden in die Stadt eingeladen. Gerade ihnen wurde auch die St.-Georg-Kirche übergeben. Einige Zeit später wurde um sie herum das Jesuitenkolleg mit Gymnasium gebaut. 1655 übergab der Großmeister des Deutschritterordens die St.-Georg-Kirche endgültig an die Jesuiten und 22 Jahre später bestätigte der neue Hochmeister diese Übergabe noch einmal. Daraufhin ließen die Jesuiten, geführt von dem Kollegrektor Tobias Gebler, die alte gotische Kirche abtragen und errichteten an ihrer Stelle zwischen 1675 und 1681 eine neue Barockkirche sowie ein neues Klostergebäude.

Kirche und Kloster wurden von den italienischstämmigen Brüdern Niccollo und Jacopo Brascha gebaut, die wahrscheinlich auch die endgültige architektonische Gestalt der Gebäude entworfen hatten. Der Neubau orientiert sich an der römischen Kirche Il Gesú, hat ein Schiff mit drei Paaren von durchgängigen Seitenkapellen und endet mit einem rechteckigen Presbyterium. Daran schließen sich auf der Nordseite der Turm und auf der Südseite die Sakristei an. Die Hauptfassade hat die Form eines abgestuften Risalits und ist durch Gesimse und Pilaster mit korinthischen Kapitellen, die bis zum dreieckigen Giebel reichen, gegliedert. Das Portal mit abgestuften Säulen trägt im Tympanon die Initialen des jesuitischen Mottos „Ad Maiorem Dei Gloriam“ (Zur größeren Ehre Gottes) und darüber befindet sich das Relief mit der Abbildung der drei Jesuiten, die in Japan den Märtyrertod erlitten haben. Im zweiten Geschoss befindet sich über dem Fenster das Wappen der Liechtensteiner, die den Jesuitenorden und ihre Kirche förderten. In den sechs Nischen der Hauptfassade befinden sich die Barockstatuen bedeutender jesuitischer Heiliger, z. B. des Ordensgründers Ignatius von Loyola mit einem Buch in der Hand. Aus der Bauzeit der neuen Kirche stammte auch die erste Pestsäule, die sich vor der Hauptfassade auf dem Niederring befand. Wegen Beschädigungen wurde sie fünfzig Jahre später demontiert und 1869 durch eine neue Pestsäule ersetzt, die einige Elemente der alten Pestsäule übernahm. Auf einem dreieckigen Sockel befindet sich die Statue der Jungfrau Maria Immaculata, die auf dem Halbmond und der von einer Schlange, dem Symbol der Erbsünde, umwundenen Weltkugel steht.

Das Innere der Kirche wurde zwischen 1725 und 1750 neu gestaltet. An der Ausschmückung beteiligte sich der Maler F. G. I. Eckstein, der an der Decke des Schiffs Szenen aus der Legende über den heiligen Georg malte. Der Einschlag einer Fliegerbombe am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörte unwiederbringlich den Großteil der Wandmalereien. Nur die Fresken in den Seitenkapellen sind erhalten geblieben. Das Ende des Zweiten Weltkriegs hat auch der imposante, zweigeschossige, dem heiligen Georg geweihte Hauptaltar, an dem sich zudem ein Bild des heiligen Adalbert befand, nicht überstanden. Dieser Hauptaltar war ebenso wie die anderen Altäre, Statuen und die Kanzel ein Werk des Bildhauers J. G. Lehner.

In der Nachkriegszeit wurde die beschädigte Kirche wiederaufgebaut und mit Bildern zeitgenössischer schlesischer Künstler ausgeschmückt. In den 1960er Jahren wurde in die Kirche ein neuer Hauptaltar aus dem Kapuzinerkloster in Fulnek überführt, dessen Gemälde von dem Maler F. I. Leicher geschaffen worden waren. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche, die ununterbrochen ihre liturgische Funktion erfüllt und seit 1945 St.-Adalbert-Kirche genannt wird, durch die Generalsanierung im Jahr 1995, als die größtmögliche Annäherung an das ursprüngliche Aussehen angestrebt wurde.