Schlesisches Theater

1804 wurde auf dem Oberring, an der Stelle eines kurz zuvor aufgehobenen Friedhofs, der Grundstein des ersten Theatergebäudes in Opava gelegt. Die regionale Theatertradition geht jedoch bis ins 17. Jahrhundert zurück, als die Jesuiten in ihrem Kolleg anlässlich wichtiger Ereignisse öffentliche Theatervorstellungen gaben. Eine stadteigene Bühne, auf der die wandernden Schauspieltruppen auftraten, entstand Mitte des 18. Jahrhunderts im ersten Geschoss des Schmetterhauses (heute Hláska). Das zunehmende Interesse an Theatervorstellungen führte schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, nach der Übertragung des städtischen Wachhauses von der Fläche des ehemaligen Friedhofs vor das Schmetterhaus, zum Bau eines echten Theatergebäudes.

1804–1805 wurde auf dem Oberring nach den Plänen des Architekten Josef Dewez ein klassizistisches Theatergebäude errichtet. Die architektonische Schlichtheit des Bauwerks wurde durch die Eleganz des Interieurs aufgewogen, dessen Gestalter der Dekorateur des Wiener Theaters Lorenzo Sacchetti war. Am 1. Oktober 1805 wurde das Theater mit der Aufführung des Dramas „Karl der Kühne“ eröffnet. In den 1840er Jahren wurde das Theatergebäude mehrmals rekonstruiert, aber die technischen Unzulänglichkeiten des Theaters wurden trotzdem immer offensichtlicher – die Kapazität des Zuschauerraums war begrenzt, die Beheizung des Gebäudes problematisch und die Sicherheit des Theaterbetriebs ungenügend. Während die Pläne des Wiener Architekten Eduard Kuschee aus den 1850er Jahren noch nicht realisiert worden waren und das Theatergebäude nur partiell modernisiert worden war, beschloss man nach den tragischen Theaterbränden in Nice und Wien 1881 den Bau eines neuen Theatergebäudes. Mit der Aufgabe wurde der städtische Bauingenieur Eduard Labitzky betraut, der das Theater ursprünglich an einer anderen Stelle hatte bauen wollen.

Das alte Theatergebäude wurde größtenteils demoliert und 1882–1883 wurde ein neues Gebäude im Stil der Neorenaissance gebaut. Labitzkys harmonisches Bauwerk, das von den Baufirmen Josef und Hubert Kmentt, Ferdinand Zdralka und Sigmund Kulka realisiert wurde, hatte vorne einen dreiachsigen Eingangsrisalit, einen Balkon im ersten Geschoss und einen Giebel mit Uhren, der sich leicht über dem Dach erhob. Die nördliche Seitenfassade war mit allegorischen Figuren geschmückt. Im Foyer befanden sich die Porträtmedaillons mit bedeutenden Persönlichkeiten der deutschen Kultur (Goethe, Grillparzer, Schiller, von Weber, Beethoven, Mozart, Wagner), deren Autor der Bildhauer Julius Kellner aus Opava war. Die Decke des Zuschauerraums wurde von dem örtlichen Maler Rudolf Templer mit allegorischen Malereien ausgeschmückt.

Nachdem der Zuschauerraum 1909 durch Feuer beschädigt worden war, gestaltete der Wiener Theaterarchitekt Ferdinand Fellner das Interieur neu. Das Innere des Gebäudes wurde nach einem neuen Konzept gestaltet und die ursprüngliche Neorenaissance wurde durch das Neobarock in Kombination mit dem Jugendstil und dem Klassizismus Ludwigs XVI. ersetzt. In Übereinstimmung mit diesem neuen Stil wurde von Ferdinand Mosler auch die Ausstattung des Interieurs gestaltet. In der Zwischenkriegszeit wurde das Theatergebäude nur wenig verändert, der Theaterbetrieb erfuhr jedoch eine grundlegende Veränderung. Das ursprünglich deutsche Stadttheater musste sich an die veränderten Kräfteverhältnisse in der neu entstandenen Tschechoslowakei anpassen und verpflichtete sich, an bestimmten Tagen seine Räumlichkeiten dem tschechischen Theaterbetrieb zur Verfügung zu stellen. Diese Entwicklung wurde 1938 durch die deutsche Besetzung des Grenzgebietes unterbrochen. U. a. wurde damals erwogen, ein neues Theatergebäude zu bauen.

Ein neues Kapitel in der Geschichte des Theaters begann nach der Befreiung 1945. Das Theatergebäude hatte die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs bis auf die Fassade ohne größere Schäden überstanden und das Theater konnte bereits im Oktober 1945 unter dem Namen Schlesisches Nationaltheater feierlich wiedereröffnet werden. Schon damals arbeiteten hier drei Ensembles – Schauspiel, Oper und Operette. Eine auffällige, durch den veränderten Zeitgeschmack bedingte Umgestaltung erlebte das Exterieur. Die historisierende, „deutsche“ Fassade galt nicht mehr als zeitgemäß und wurde 1948 im Stil des sozialistischen Realismus umgestaltet. Der Architekt Jaroslav Pelan behielt zwar die ursprüngliche Größe der Fenster und Türen, reinigte aber die Fassade von dekorativen Elementen und schuf eine fast ungegliederte Fläche, die allein durch die allegorischen, den Aufbau symbolisierenden Statuen von Vincenc Havel geschmückt wurde. Obwohl diese Umgestaltung als Provisorium gedacht war, behielt das Theatergebäude die neue Fassade für mehr als vierzig Jahre. Die einzige größere Veränderung war in diesen Jahren der Anbau des neuen Verwaltungsgebäudes an den hinteren Teil des Theatergebäudes. Erst zu Beginn der 1990er Jahre gab es günstige Bedingungen für die Wiederherstellung der historisierenden Fassade. Das Projekt des Architekten Ivo Klimeš gab schließlich dem Theatergebäude sein heutiges Exterieur im Stil der Renaissance zurück.