Schlesisches Landesmuseum
2014 jährte sich zum zweihundertsten Mal die Entstehung des ersten öffentlichen Museums auf dem Gebiet der Tschechischen Republik, und zwar des im ehemaligen Jesuitenkolleg gegründeten Troppauer Gymnasialmuseums. An die Tradition des Gymnasialmuseums knüpfte das 1882 auf Initiative der Handels- und Gewerbekammer gegründete Schlesische Landesmuseum für Kunst und Gewerbe (später Kaiser Franz Joseph-Museum für Kunst und Gewerbe) an. Zu den Förderern des Museums gehörte neben den Repräsentanten der Unternehmenssphäre Fürst Johann II. von Liechtenstein, der ein Grundstück für den Bau des neuen Ausstellungsgebäudes zur Verfügung stellte.
Zwischen 1893 und 1895 entstand mit finanzieller Unterstützung der Handels- und Gewerbekammer auf dem Gelände des ehemaligen Fürstenschlosses ein Bauwerk im Stil der Neorenaissance, das von den Wiener Architekten Johann Scheiringer und Franz Kachler entworfen worden war. Interessanterweise wurden sie mit dem Bau betraut, obwohl sie im architektonischen Wettbewerb von den Brüdern Drexler sowie von Joseph Maria Olbrich besiegt worden waren.
Das zweigeschossige, im Stil der Neorenaissance gebaute Museumsgebäude sollte an das Kunsthistorische Museum in Wien erinnern. Die reich geschmückte Hauptfassade ist durch einen mächtigen Risalit mit vorgesetzten Treppen und zwei übereinander angeordneten Loggien gegliedert und mit einer Kuppel auf polygonalem Tambour abgeschlossen. Auf der Kuppel befindet sich die Statue eines Genies mit Fackel und Lorbeerkranz, die nach einem Entwurf von Theodor Friedel gefertigt wurde. Friedel ist zugleich Autor der Pegasus-Statuen seitlich der Kuppel. Die geflügelten Rosse werden von den Musen der Musik und der Kunst begleitet. Die ursprünglichen Statuen wurden indes wegen Beschädigungen durch originalgetreue Kopien ersetzt. Auf dem Gebäude befinden sich zudem vier allegorische Terrakottafiguren, die die Kunst, Wissenschaften, Handwerke und den Handel darstellen.
Das Interieur des Museumsgebäudes wird von der viereckigen, von einem Säulengang umgebenen Eingangshalle dominiert, von der aus man die einzelnen Teile des Gebäudes erreichen kann. Im Erdgeschoss befanden sich sieben Ausstellungsräume und ein Zeichenkabinett, im zweiten Geschoss zwei Gemäldegallerien und ein Raum für kurzfristige Ausstellungen. Auch die Handels- und Gewerbekammer war hier eine Zeit lang untergebracht. Im zweiten Geschoss befand sich der Konferenzraum mit drei hohen Fenstern und einem Balkon. Nachdem die Handels- und Gewerbekammer in ihren repräsentativen Sitz, das heutige Petr-Bezruč-Kulturhaus, umgezogen war, wurden weitere Räume für den Museumsbetrieb frei. Der Plan, an die hintere Fassade des Museumsgebäudes ein spiegelbildliches Gebäude anzubauen, in dem das Gymnasialmuseum und die Bibliothek untergebracht worden wären, wurde nicht realisiert.
Nach der Entstehung der Tschechoslowakei wurde das Museum von der Landesverwaltung übernommen, sein Name wurde geändert (Schlesisches Landesmuseum) und auch seine Funktion wurde neu definiert. Vor allem die landeskundliche Ausrichtung der Museumsaktivitäten wurde bevorzugt, so dass der Fokus auf Ethnographie und Archäologie lag. Zugleich übernahm das Museum die Sammlungen des Vereinsmuseums von Matice opavská. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Museumsgebäude durch amerikanisches Bombardement beschädigt. Es konnte jedoch gerettet werden und wurde 1947 nach den Plänen des Architekten Zdeněk Alexa aus Brno umgebaut. Der Wiederaufbau, der die Sanierung des historischen Interieurs einschloss, wurde erst 1955 beendet. Danach wurde das Museum feierlich wiedereröffnet und der Öffentlichkeit wurden neue, auf Naturkunde, Archäologie und Sozialgeschichte fokussierte Ausstellungen präsentiert. Erst 1981, nach mehr als zehn Jahren Vorbereitungen, wurden die alten Expositionen durch neue ersetzt. 1986 wurde schließlich die während des Krieges vollständig zerstörte Kuppel wiederhergestellt.
Nach der Revolution von 1989 wurden zwar die Expositionen teilweise modernisiert, aber ihre Präsentation entsprach langfristig weder der Tradition noch dem Potenzial des Museums. Dieses arbeitete in einem konzeptionslosen Provisorium und auch das Museumsgebäude verfiel zusehends. Die Situation änderte sich erst 2010–2012. Das Museumsgebäude wurde generalsaniert und präsentierte nach der Wiedereröffnung neue Expositionen, die sich nunmehr auch in den Kellerräumen befanden. Unter dem Sammelnamen „Exposition Schlesien“ werden hier der Öffentlichkeit in vier Abschnitten Natur, Geschichte, Kultur und Persönlichkeiten Schlesiens präsentiert.