Rathaus (Hláska)

Das wohl bekannteste Symbol der Stadt Opava ist das Rathausgebäude mit seinem typischen Turm, heute als Hláska bekannt, das den Oberring dominiert. Die Geschichte dieses Mittelpunktes der Stadt ist relativ kompliziert und spiegelt sich geradezu in der komplizierten, nicht immer verständlichen Namensgebung des Rathausgebäudes sowie des Turmes wider. In Vergangenheit schwankte der Name zwischen den deutschen Wörtern „Turm“, „Stadtturm“ oder „Stadthausturm“ und den tschechischen Wörtern „Hláska“, „městská věž“ oder „hodinářská věž“. Das ganze Gebäude wurde mit dem deutschen Wort „Schmetterhaus“ bezeichnet, für das es in der tschechischen Namensgebung kein Äquivalent gibt.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts trat der Stadtrat seinen südlichen, an der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt gelegenen Turm der Kirche ab. Nach den verfügbaren Quellen sollte danach ein neuer Turm gebaut werden, und zwar an der Stelle des vielleicht schon vorhandenen Schmetterhauses (anscheinend ein rechteckiges, eingeschossiges Gebäude, das den Handelsaktivitäten, vor allem der Einlagerung der durch die Stadt transportierten Ware diente). Später sollte über den Geschäftsräumen im Erdgeschoss das Rathausgebäude errichtet werden. Der Turm selbst diente vor allem der Verkündung verschiedener Ereignisse wie Eröffnung der Märkte oder Feuergefahr. Unterhalb des Turmes befand sich eine Kontrollwaage für das Überprüfen des Warengewichts. Zu grundlegenden Veränderungen kam es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Während der Turm, der durch einen Sturmwind zerstört worden war, fünfzig Jahre auf den Wiederaufbau warten musste, wurde das Schmetterhaus, das 1561 durch Feuer beschädigt worden war, wahrscheinlich umgebaut. Der Stadtrat kaufte 1580 ein Haus auf der Südseite des Oberrings (an der Stelle des heutigen Kaufhauses Slezanka) und saß hier bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als der gesamte Gebäudekomplex zerstört wurde.

Auf den Umbau des alten Schmetterhauses folgte 1614–1618 der Bau eines neuen Turms mit Uhren, der im Stil der Renaissance von dem Baumeister Christoph Prochhuber realisiert wurde. Das nunmehr zweigeschossige Schmetterhaus hatte wahrscheinlich einen rechteckigen Grundriss und war mit einer Attika abgeschlossen. Der Turm erhob sich entweder über der Vorderfront oder war dem Gebäude vorgesetzt. Das Gebäude beherbergte Kaufmanns- und Bäckerläden, das erste Geschoss wurde seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Theatervorstellungen genutzt. 1803 wurde vor dem Schmetterhaus das städtische Wachhaus errichtet und das Gebäude wurde neu adaptiert. Das erste Geschoss diente bis Mitte des 19. Jahrhunderts als Wohnraum, danach wurden einige Wohnungen durch die Büros der Bau- und Wirtschaftsbehörden bzw. durch die Wohnung des Gerichtsdieners und einen kleinen Kerker ersetzt. Später waren in diesem Geschoss Eichamt, Militärkanzlei, Handels- und Gewerbekammer und das Museum der Kammer untergebracht. Im Erdgeschoss wurde das Wachhaus durch Geschäftshäuser ersetzt. Am Ende des Jahrhunderts waren hier nach dem Auszug der Handels- und Gewerbekammer und deren Museums verschiedene Behörden untergebracht.

Der Wunsch des Stadtrates, ein neues, repräsentatives Gebäude bauen zu lassen, das den im Stil der Renaissance gebauten Turm entsprechend ergänzen würde, führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Ausschreibung eines Wettbewerbs um den Neubau des Schmetterhauses. Gewinner des Wettbewerbs, an dem insgesamt 82 Projekte teilgenommen hatten, wurde Rudolf Srnetz. 1902 wurde das alte Gebäude demoliert und während des darauffolgenden Jahres durch ein neues Gebäude im historisierenden Renaissancestil ersetzt. Das dreigeschossige Gebäude, das aus drei zueinander senkrechten Zweitrakt-Flügeln besteht, wird in den Ecken durch Erkertürme gefestigt. Die Hauptfassade mit gekuppelten Fenstern und zwei seitlich angebrachten Balkons ist mit Reliefs geschmückt – dem Wappen der Stadt, das von zwei Löwen gehalten wird, zwei Wappen mit Helmkleinoden, die sich über dem Eingang befinden, zwei Adlern neben dem Eingang sowie zwei Löwen und zwei Greifen in den Ecken. Die Attika ist mit Löwen und Porträtmedaillons geschmückt. Der eckige Turm, der seine Gestalt aus Beginn des 17. Jahrhunderts bewahrt hat, ist mit einem achteckigen Aufbau mit Wandelgang und einem dreigeschossigen Zwiebelhelm mit zwei Laternen abgeschlossen. Das Interieur wurde auf der Nordseite des halbzylindrischen Treppenrisalits als Kaffeehaus Niedermeyer genutzt, auf der Südseite befand sich eine Bankfiliale. Das erste Geschoss wurde als Wohnraum genutzt, das zweite Geschoss beherbergte das Stadtmuseum.

Das Gebäude sollte in folgenden Jahrzehnten nur wenig verändert werden. Während der deutschen Besetzung wurde zwar ein Projekt zur Neugestaltung des Interieurs ausgearbeitet, aber nicht realisiert. Die Befreiung von Opava überlebte Hláska im Unterschied zu den Nachbargebäuden ohne größere Schäden am Turm und Außenmauerwerk. Nur das Dach auf der Nordseite und einige Zimmer wurden beschädigt. Schwere Schäden wurden dagegen den Innenräumen, vor allem dem Kaffeehaus Niedermeyer zugefügt. Nach 1948 war das Gebäude Sitz des Lokalen Nationalausschusses. Die in den folgenden Jahrzehnten durchgeführten Sanierungsarbeiten waren nur begrenzt und veränderten weder die äußere Gestalt des Gebäudes noch das relativ fade wirkende Interieur. Eine Generalsanierung, die die ursprüngliche Gestalt des Gebäudes von 1902 respektierte, fand erst 2006 statt. Sie bezog die Exterieur- sowie die Dekorationselemente ein und gab Hláska das repräsentative Aussehen zurück. Heute dient das Gebäude als repräsentativer Sitz des Magistrats der Stadt Opava.