Peter-und-Paul-Kirche

Die dominierende Anhöhe im heutigen Jaktař, bekannt auch unter dem Namen „Kirchenhügel“, ist eine bedeutende Lokalität in Opava, in der zahlreiche archäologische Funde aus der Urzeit gemacht wurden. Genannt seien z. B. die paläolithischen Feuersteinartefakte mit zwei Mammutmahlzähnen und Stücken von Mammutstoßzähnen, zahlreiche Siedlungsgruben mit Spuren von neolithischer Linearkeramik sowie Speer und Axt aus der Bronzezeit. In der Zwischenkriegszeit sollen in der Sandgrube bei der Kirche einige keltische Münzen gefunden worden sein, die heute jedoch verschollen sind. Nach der Ankunft der slawischen Bevölkerung dürfte der Hügel, an dem vorbei die Wege nach Bruntál und Krnov führen, als befestigte Slawenburg gedient haben, deren Existenz jedoch nicht bestätigt werden kann.

Das Dorf Jaktař war seit Beginn des 13. Jahrhunderts dem Bistum Olmütz unterstellt. Später gehörte es zu den sog. mährischen Enklaven in Schlesien, die zwar bis 1928 von den schlesischen Behörden verwaltet wurden, in denen aber mährische Gesetze galten. Auch die Steuern, die hier erhoben worden waren, wurden nach Mähren geschickt. Typisch für Jaktař war die Dominanz der tschechischen Bevölkerung. Nachdem hier 1858 eine tschechische Volksschule eröffnet worden war, wurde sie von den tschechischen Kindern aus Opava und den nahegelegenen Dörfern besucht. Die ablehnende Haltung des deutschen Stadtrates gegenüber den tschechischen Schulgründungen, die für Opava bestimmend war, galt in Jaktař nicht. Die tschechische Kultur, die sich während des 19. Jahrhunderts allmählich entwickelte, ist untrennbar verbunden mit den Aktivitäten der katholischen Priester. Und gerade die Pfarrei in Jaktař spielte in diesem Prozess eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zwischen 1817 und 1834 wirkte hier als Seelsorger der Schriftsteller Jan Alois Zábranský. Als Priester betätigte sich in Jaktař auch der Autor der volkskundlichen Arbeiten (genannt seien wenigstens die Bücher „Schlesische Hochzeit“ und „Unser Schlesien“) Jan Vyhlídal. Im zweiten (und letzten) Jahrzehnt der Ersten Tschechoslowakischen Republik hielt sich in Jaktař auch der bekannte Kaplan Alois Šebela auf, der früher in Kateřinky gewirkt hatte und später in Auschwitz ermordet werden sollte. Ihm zu Ehren heißt die Straße, die zur Kirche führt, Šebela-Straße. Bei der Aufzählung der Seelsorger, die mit der Kirche in Jaktař verbunden sind, sollte auch der kurzfristige Aufenthalt des später heiliggesprochenen Johannes Sarkander erwähnt werden.

Die Peter-und-Paul-Kirche gehört zu den ältesten Kirchen auf dem Gebiet des heutigen Opava-Katasters. Die Entstehung der Kirche wird spätestens auf 1246 datiert und die Bauarbeiten dürften zwischen 1241 und 1246 stattgefunden haben, also zwischen dem Einfall der Mongolen in Mähren und der ersten schriftlichen Erwähnung der Kirche. Das neue Bauwerk, das zu den befestigten mittelalterlichen Sakralbauten gezählt werden kann, sollte die Bedeutung der bischöflichen Besitzungen in der Umgebung symbolisieren. Dieser Zielsetzung entsprach auch die Größe der neuen Kirche. Sie hatte die Gestalt eines fast quadratischen Schiffs und eines tiefen Presbyteriums, deren gotisches Mauerwerk bis heute erhalten geblieben ist. Das Schiff hatte ursprünglich eine flache Decke, fünf massive Stützpfeiler und auf der südlichen Seite zwei Portale. Das Presbyterium besteht aus einem quadratischen Feld sowie einem fünfeckigen, geschlossenen Abschluss und hatte früher ein Kreuzgewölbe und ein Rippengewölbe. Es wird von außen mit drei Pfeilern gestützt und ist durch einen Triumphbogen, der später im Zusammenhang mit dem Bau des Gewölbes barock umgestaltet wurde, von dem Schiff abgetrennt. Das bis heute erhaltene Sedile (ein Sitzplatz für die bedeutenden Teilnehmer am Gottesdienst) und der gotische Tabernakel im Presbyterium stammen aus dem 14. Jahrhundert. Auf der nördlichen Seite liegt an dem Presbyterium die Sakristei mit einem massiven Rippengewölbe an. Die robusten Rippen in Form eines Pentaeders sind oben mit einem Schlussstein verbunden, der vier Lilien trägt. Diese weisen symbolisch auf die Attribute der Märtyrer sowie auf die innere Reinheit und Unbeflecktheit der Jungfrau Maria hin. Die für ein Dorf relativ große und moderne Kirche im frühgotischen Stil bezeugt die Verbreitung von neuen Ideen und Kunstströmungen im Troppauer Schlesien.

Zwischen 1760 und 1762 wurde die Peter-und-Paul-Kirche unter der Leitung des Baumeisters J. G. Werner barock umgestaltet. Das Schiff wurde verlängert und ein neuer Turm mit abgerundeten Ecken, zwei Pilastern, zwei Voluten und einem Helm mit offener Laterne wurde gebaut. Was die Ausschmückung des Interieurs betrifft, müssen die Plastik Ecce Homo aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, die den sitzenden Christus mit gestütztem Kopf darstellt, sowie das Altarbild, das die heiligen Peter und Paul in Fesseln darstellt und wahrscheinlich von dem Wiener Maler Felix Ivo Leicher gemalt wurde, erwähnt werden. Die Kirche ist von einem ummauerten Friedhof umgeben, auf dessen Gelände sich ein marmornes Kreuz mit dem Leib Christi aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts befindet.