Katharinenkirche

Ein unbewanderter Beobachter würde heute die Katharinenkirche kaum für eines der ältesten kirchlichen Bauwerke in Opava und der Umgebung halten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat ein Umbau die Gestalt der Kirche stark verändert, aber einige Elemente ihres gotischen Kerns sind bis heute erkennbar geblieben. Der Name der Patronin der Kirche, der heiligen Katharina von Alexandrien, spiegelt sich auch in dem Namen der hiesigen Gemeinde (Dorf Kathreyn) wider.

Die Existenz eines älteren sakralen Bauwerks an der Stelle der heutigen Katharinenkirche kann ohne archäologische Erforschung weder bestätigt noch widerlegt werden. Die erste Erwähnung der Kirche, von der auch die Zeit ihrer Vollendung abgeleitet wird, stammt aus dem Jahr 1369. Die Rede ist von einem Altarbild, das der heiligen Katharina geweiht ist und in einer gleichnamigen Kirche angebracht wird. Diese Angabe ist jedoch nicht sicher, da sie nicht mit diesem Ort zusammenhängen muss. Die erste sichere Nachricht aus dem Jahr 1417 lässt jedoch ahnen, dass die Kirche schon vor diesem Datum existiert und ihre Funktion erfüllt hat. Die architektonische Analyse bestätigt schließlich die Entstehung der Kirche in der Zeit zwischen den genannten Jahreszahlen und hält die 1360er oder 1370er für die wahrscheinlichste Entstehungszeit.

Die Kirche hatte ursprünglich ein rechteckiges Schiff und ein fünfeckiges Presbyterium mit der Sakristei auf der nördlichen Seite. Erhalten geblieben ist bis heute das äußere Mauerwerk mit dem südlichen Eingangsportal, jedoch ohne die westliche Seite des Schiffs. Im Presbyterium, das von dem Schiff durch einen Spitzbogen abgetrennt ist, können auch das ursprüngliche Kreuzrippengewölbe und das senkrecht eingelassene Sedile – ein Sitz für die bedeutenden Teilnehmer am Gottesdienst – besichtigt werden. Wie die Informationen über die Wiederherstellung der Kirche nach einem Brand im Jahr 1764 belegen, hat sich ihre mittelalterliche Gestalt bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nicht viel verändert. Nur die alte Decke des Schiffs wurde durch eine neue, flache Holzdecke ersetzt. Belegt ist auch die Existenz eines kleinen Holzturms. Einem Bericht von der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert kann entnommen werden, dass die Kirche mitsamt dem anliegenden Friedhof der Bevölkerung aus den Nachbardörfern von Opava gedient hat: Kateřinky, Malé Hoštice und Kylešovice. Bestattet wurde hier bis zur Inbetriebnahme eines neuen Friedhofs an der nahegelegenen Heilig-Kreuz-Kapelle, der sog. Schwedischen Kapelle, im Jahr 1869. Die Kirche wurde wahrscheinlich von einem Kaplan verwaltet, der der Pfarreikirche Mariä Himmelfahrt unterstellt war, und die Predigten fanden Mitte des 17. Jahrhunderts in zwei Sprachen statt: auf Deutsch und auf Tschechisch.

Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde die Kirche mehrmals umgebaut, wobei vor allem der erste und größte Umbau von 1806 die Gestalt des Bauwerks stark veränderte. Die Westwand wurde abgerissen und die Kirche verlängert. Das Schiff erhielt ein Gewölbe und die Orgelempore wurde errichtet. Vor allem wurde aber in die Eingangsfassade ein eckiger Turm mit Zwiebelhaube und Laterne eingebaut. Heute ist die Kirche neu verputzt, an den Seiten befinden sich einstufige Stützpfeiler und die Hauptfassade ist mit Pilastern gegliedert und einem Hauptgesims abgeschlossen.

In der Kirche befinden sich 14 Bilder, die die Stationen des Kreuzwegs darstellen und 1761 von Jan Lukáš Kracker gemalt wurden. Der Zyklus wurde ursprünglich für die Franziskanerkirche der heiligen Barbara in der Ostrožná-Straße angefertigt, aber nach der Aufhebung der Kirche im Jahr 1796 nach Kateřinky überführt. Zufälligerweise starb im gleichen Jahr die Gräfin Maria Anna von Renard, eine Tochter des Freiherrn Sobek von Kornitz, deren Grabstele in die Außenmauer des Presbyteriums eingemauert wurde. An diesem stark beschädigten Grabmal aus Sandstein ist das Relief von zwei Wappen zu sehen – das Wappen ihres Gemahls sowie das Wappen der Familie Sobek, das von zwei Löwen gehalten wird und aus dem die Grafenkrone und ein Kreuz wachsen. Gleich daneben befindet sich die etwas jüngere, aber noch stärker beschädigte Grabplatte von Vincenc Matyáš Rudzinský, dem Inhaber eines Bauernhofs in Kateřinky. Im Kirchengarten ist schließlich die Statue des heiligen Florian angebracht. Die Skulptur des Beschützers vor Feuer- und Brandgefahr wurde 1923 von der Kreuzung der Ratibořská- und der Černá-Straße hierher gebracht. Das Werk eines unbekannten Bildhauers aus dem Jahr 1721 stellt den Heiligen als römischen Soldaten mit Lanze und Wasserkübel dar und gehört zu den bedeutenden Barockdenkmälern in Opava.