Heiliggeistkirche
Die Heiliggeistkirche und das anliegende Kloster wurden von ihrer Entstehung an von den Minoriten genutzt. Dieser Franziskanerorden datiert den Beginn seiner Tätigkeit in Opava traditionsgemäß auf das Jahr 1234 oder 1238, aber die Anwesenheit der Minoriten in Opava ist erst seit 1250 belegt, als ihr Konvent von dem zuständigen Provinzkapitel in die böhmisch-polnische Provinz aufgenommen wurde. Der Stifter des Bauwerks, wahrscheinlich der mährische Markgraf und spätere böhmische König Přemysl Otakar II., trat an den Orden die Fläche zwischen dem Viehmarkt (Masaryk-Straße) und der Stadtmauer ab.
Nach 1250 wurde der Bau des Presbyteriums begonnen, wozu nur sehr bescheidene Informationen vorliegen. Das Presbyterium hatte vielleicht zwei rechteckige Felder und einen polygonalen Abschluss, war durch einen Spitztriumphbogen von dem zukünftigen Schiff abgetrennt und wurde vielleicht vor 1269 vollendet. An die südliche Seite des Presbyteriums wurde das gemauerte Gebäude des Konvents angebaut. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde das hohe, lange Schiff vollendet, dessen Mauerwerk im Kern bis heute erhalten geblieben ist. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurden auf der nördlichen Seite Kloster und Kirche der Klarissinnen, des weiblichen Zweigs des Franziskanerordens, errichtet.
Vor der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde mit Unterstützung des Troppauer Herzogs Nikolaus II. das alte Presbyterium abgerissen und durch einen neuen, über zwanzig Meter hohen, steinernen Chorraum ersetzt. Trotz des Verbots wurde an ihn ein mächtiger, eckiger Turm angebaut. Unter dem Presbyterium ließ Nikolaus II. die Familiengruft der Troppauer Přemysliden errichten, in der er 1365 bestatte wurde. Später wurden hier seine Frau Jutta, die Söhne Wenzel I. und Premko I. und – als letzter Troppauer Přemyslide – Premkos Sohn Ernst bestattet. In der Heiliggeistkirche ruhen auch der Troppauer Herzog und Glatzer Graf Viktorin, ein Sohn des böhmischen Königs Georg von Podiebrad, sowie mehrere regionale Adelige, wie z. B. der berühmte Feldherr aus der jagiellonischen Epoche Bernhard Birka von Nassiedel oder die Mitglieder der Familien von Würben und von Tworkau. Die Gruft unter dem Presbyterium wurde jedoch nach einem Brand im Jahr 1790 verschüttet.
Der Brand von Opava im Jahr 1431 beschädigte auch die Heiliggeistkirche und das anliegende Kloster, wobei die Dächer der beiden Gebäude die größten Schäden erlitten. Bei der Wiederherstellung der Kirche erhielt das Presbyterium ein neues Gewölbe und der Dachbinder wurde dermaßen erhöht, dass die Höhe des Dachs nun die Höhe des Schiffs deutlich übertraf. Unwiederbringlich beschädigt wurde dagegen die im Kloster aufbewahrte Landtafel. Gerade im Klostergebäude tagte nämlich vielleicht schon seit Beginn des 15. Jahrhunderts das Ständegericht. Die Wiederherstellung des Klosters war dermaßen gelungen, dass hier 1473 das Treffen des böhmischen Königs Vladislav II. mit dem polnischen Herrscher Kasimir IV. und dem ungarischen König Matthias Corvinus stattfinden konnte.
Die Verbreitung der Reformation im 16. Jahrhundert brachte der Kirche sowie dem Kloster zahlreiche Schwierigkeiten. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche während des Gottesdienstes von den Lutheranern angegriffen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie zunächst von den Truppen des Jägerndorfer Herzogs Johann Georg und später von den Dänen ausgeplündert. Der Höhepunkt der Katastrophen war schließlich der große Brand von Opava im Jahr 1689. Die Wiederherstellung der Kirche im Stil des Barock wurde bereits sechs Jahre nach der Zerstörung begonnen und im 18. Jahrhundert fortgesetzt. Zunächst wurde die Höhe des Mauerwerks im Presbyterium reduziert und die Kirche erhielt ein neues Gewölbe und neue Fenster. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden auf den Seiten des Schiffs je drei Nischenkapellen gebaut und auch die zentrale Kapelle des heiligen Antonius und des heiligen Florian wurde errichtet. Dann wurde das Kirchengewölbe mit Fresken ausgeschmückt und 1731 wurde schließlich die Hauptfassade umgestaltet. Sie erhielt einen mehrstufigen, reich geformten Giebel, der mit zahlreichen Statuen geschmückt war. In der oberen Wandnische an der Hauptfassade ist eine der wertvollsten Plastiken in Opava zu sehen – die Statue der Jungfrau Maria Immaculata. In den Wandnischen der Vorhalle sind die Statuen von vier Märtyrern und Franziskus-Nachfolgern angebracht. Auf der Attika, in der Achse des Haupteingangs, befindet sich die Statue des heiligen Florian, die von den Statuen des heiligen Franziskus und des heiligen Antonius mit vier dekorativen, barocken Vasen ergänzt wird. Seitlich von dem Eingang sind die Statuen des heiligen Bonaventura und des heiligen Ludwig angebracht. In der linken Wandnische befindet sich die Statue des heiligen Johannes Nepomuk.
In den 1760er Jahren wurde die bereits erwähnte Vorhalle umgebaut und erhielt vorgesetzte Seitenflügel. Gegen Mitte dieses Jahrhunderts erhielt das Kloster zwei weitere Flügel und somit auch seine heutige Größe. Die Zeit der josephinischen Reformen, als die Kirchen und Klöster massenweise aufgehoben wurden, überstanden Kirche und Kloster unbeschadet, weil hier 1785 die zweite städtische Pfarrei errichtet worden war. Fünf Jahre später wurde jedoch die Kirche durch Feuer stark beschädigt. Bei der darauffolgenden Wiederherstellung wurde sie von dem Maler Ignaz Günther aus Opava neu ausgemalt. 1827 wurde auch der Turm der Kirche neu gestaltet – die zu Beginn des 17. Jahrhunderts umgebauten letzten Etagen erhielten nun einen neugotischen Aufbau mit Laterne und Turmuhr. Während der letzten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche stark beschädigt und brannte aus. Der Wiederaufbau wurde am Ende der 1950er Jahre mit der Wiederherstellung des Turms abgeschlossen. Nach dem kommunistischen Putsch von 1948 und der Internierung der Mönche wurde das Klostergebäude von dem landwirtschaftlichen Archiv genutzt. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Großteil des Objekts den Minoriten zurückgegeben. Seit Kurzem befindet sich auch der letzte Teil des Objekts wieder im Besitz des Ordens.