Heilig-Kreuz-Kapelle – Schwedische Kapelle
Am Ende des 14. Jahrhunderts ließ der Troppauer Herzog Premko auf einer kleinen Anhöhe über dem wichtigen Handelsweg nach Ratibor eine repräsentative Totenkapelle errichten, die unter anderem seine Position in der Stadt widerspiegeln sollte. Die heutige Bedeutung der Kapelle, die ein seltenes Beispiel der schlesischen Backsteingotik ist, liegt vor allem an ihrem relativ guten Erhaltungszustand. Der künstlerisch-historische Wert dieses Bauwerks wurde zudem durch die Entdeckung der Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert, die fünfzehn Szenen aus der Apokalypse darstellen, gesteigert.
Die Kapelle hat einen für die böhmischen Länder ungewöhnlichen achteckigen Grundriss, der vielleicht auf die herrschaftlichen Palastkapellen zurückgeht, deren Vorbild wohl die Prager Kirche in Karlov war und deren nächste Analogie sich im schlesischen Reichenbach befindet. Die Kapelle wurde vielleicht von einem Architekten gebaut, der an dem Bau der Stadtkirche beteiligt war. Der achteckige Zentralraum mit sieben abgestuften Stützpfeilern wurde von einer nicht erhaltenen, rechteckigen Sakristei und einem anliegenden, zylindrischen Turm ergänzt. Über die Spindeltreppe im Turm konnte man ins Depositorium im Obergeschoss der Sakristei gelangen. Der untere Teil der Kapelle besteht aus Bruchstein und ist mit einem profilierten Gesims abgeschlossen. Der obere Teil besteht aus Sichtmauerwerk, dessen Backsteine teilweise glasiert sind. Als Eingang dienen zwei profilierte Portale aus Tuffit. Aus dem gleichen Material bestand ursprünglich das nicht mehr erhaltene Maßwerk in den Spitzbogenfenstern. Das Sterngewölbe, das sich früher im Innenraum befunden haben dürfte, ist ebenfalls nicht erhalten geblieben.
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, vielleicht noch zu Premkos Lebzeiten und wohl im Zusammenhang mit dem Tod seiner zweiten Gemahlin oder dem eigenen nahen Lebensende, wurde die Kapelle mit Wandmalereien ausgeschmückt. Diese Malereien stellen die mit dem Jüngsten Gericht verbundenen Legenden dar und werden vom deutschsprachigen Text und ornamentalen Dekor begleitet. Sie wurden erst um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wiederentdeckt und seitdem mehrmals restauriert. Ein größerer Teil von ihnen wurde jedoch unwiederbringlich zerstört und die drei erhaltenen Szenen, die einen zusammenhängenden, über fünf Seiten des Achtecks verteilten Streifen bilden, sind nur noch ein Torso. Trotzdem handelt es sich um eines der wertvollsten Denkmäler aus der Spätphase der Gotik. Nachdem die Troppauer Herzöge aus dem Haus Podiebrad die Schirmherrschaft über die Kapelle übernommen hatten, ließen sie sich wahrscheinlich als zwei kleine Halbfiguren am Eingangsportal verewigen.
Den Leiden des Dreißigjährigen Krieges entging im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts auch Opava nicht. Die Stadt wurde zunächst von Dänen und später von Schweden eingenommen. Gerade die Anwesenheit der Letztgenannten, die in der Kapelle protestantische Gottesdiente gehalten haben sollen, war die Ursache, warum sie im Volksmund „Schwedische Kapelle“ genannt wurde. Seit 1742 lag die Kapelle an der Grenze zwischen dem österreichischen und dem preußischen Teil Schlesiens. In den 1780er Jahren wurde sie im Zuge der josephinischen Reformen dekonsekriert und als Lagerraum oder Speicher genutzt. 1859 brannte sie aus und sollte sogar demoliert werden. Die Bestrebungen, sie zu retten, mündeten schließlich 1897 in der Gründung der „Einheit für die Wiederherstellung der Heilig-Kreuz-Kapelle“. Das böse Schicksal konnte von der Kapelle nach vielen Verzögerungen 1907 abgewendet werden, als sie von dem Landtag aus privatem Besitz gekauft wurde und die Restaurierungsarbeiten beginnen konnten. Dabei wurden 1912 die Fresken wiederentdeckt. Die letzten Restaurierungsarbeiten wurden 1996 abgeschlossen. Die Kapelle wurde in die Liste der nationalen Kulturdenkmäler eingetragen und für die Öffentlichkeit geöffnet.