Haus von Matice opavská
Das Gebäude des ehemaligen Bürgervereins Matice opavská befindet sich auf dem Fischmarkt und teilweise in der Matiční-Straße, die nach diesem Verein benannt wurde. Das Haus, das früher dem Gutsbesitzer Ludwig Wöllersdorf gehört hatte, wurde 1880 von Matice opavská gekauft. In den folgenden Jahren spielte dieser Verein eine wichtige Rolle im Leben der tschechischen Bevölkerung in Opava.
Die Geschichte von Matice opavská geht in das Jahr 1877 zurück, als der Pädagoge und Historiker Vincenc Prasek, der katholische Priester Antonín Gruda, der Journalist Jan Zacpal, der Arzt Jan Kolofík und andere tschechische Patrioten den genannten Verein als eine Koordinierungsstelle für die lokalen tschechisch-patriotischen Aktivitäten gründeten. Mitglieder und Förderer des Vereins waren bedeutende Persönlichkeiten wie z. B. die Politiker F. L. Rieger, Eduard Grégr, T. G. Masaryk und Josef Kaizl, der Schriftsteller Jan Neruda, der Maler und Autor des Bürgervereinsemblems Mikoláš Aleš, der Botaniker Ladislav Josef Čelakovský (Sohn des Schriftstellers František Ladislav Čelakovský), der Geograf Jan Palacký (Sohn des Historikers František Palacký), der Ethnograf Čeněk Zíbrt u. a. Zu den ersten Erfolgen von Matice opavská, die von Ústřední matice školská in Prag unterstützt wurde, gehört die Gründung des tschechischen Privatgymnasiums in Opava (1883), mit dessen Leitung Vincenc Prasek beauftragt wurde. Seit 1892 gab der Verein das Periodikum Věstník Matice opavské heraus. Diese ursprünglich aufklärerische Zeitschrift nahm in der Zwischenkriegszeit an Wissenschaftlichkeit zu und in seiner Tradition steht bis heute das 1948 gegründete Periodikum Slezský sborník. Am Ende des 19. Jahrhunderts entstand das Museum von Matice opavská und der Verein betrieb die eigene, unter dem Namen Slezská Grafie bekannte Druckerei.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Matice opavská vorübergehend aufgelöst. Nach dem Kriegsende wurde der Verein zwar kurzfristig erneuert, aber nach Februar 1948 wieder aufgelöst und sein Eigentum wurde dem Schlesischen Forschungsinstitut übergeben. 1968 wurde Matice opavská erneuert und funktionierte bis 1972 (nach der Zusammenlegung mit Slezská matice osvěty lidové jedoch unter dem neuen Namen Matice slezská). Dann wurde der Verein zum dritten Mal gewaltsam aufgelöst. Im Dezember 1989 fand seine letzte Erneuerung statt und ein Jahr später wurde ihm sein ehemaliges Gebäude zurückgegeben. Matice slezská ist bis heute seiner ursprünglichen Aufgabe treu, hält die kulturellen, historischen und wirtschaftlichen Werte aufrecht, gibt das Periodikum Vlastivědné listy Slezska a severní Moravy heraus und betreibt den eigenen Buchverlag.
Matice opavská war auf verschiedene Art und Weise an dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben der tschechischen Bevölkerung in Opava beteiligt. In dem Gebäude auf dem Fischmarkt waren nicht nur das Büro, die Bibliothek und das Museum von Matice opavská, sondern auch andere tschechische Vereine untergebracht. Von diesen insgesamt 21 Vereinen können wenigstens folgende genannt werden: Řemeslnicka jednota, Sokol, Divadelní ochotnická jednota, Beseda und Křížkovského pěvecký spolek. Im Erdgeschoss des Gebäudes betrieb Matice opavská die eigene Gaststätte, in deren Saal die ersten tschechischen Theatervorstellungen gegeben wurden.
Matice opavská war zunächst in einem vor 1841 gebauten Eckhaus auf dem Fischmarkt untergebracht. 1894 wurde das Nachbargebäude hinzugekauft, das vier Jahre später unter der Leitung von Josef Hruschka um zwei neue, zur heutigen Matiční-Straße gerichtete Trakte erweitert werden sollte. Die übrigen zwei Gebäude, die heute zum Komplex des Hauses von Matice opavská gehören, wurden 1869 von dem Ar
chitekten Eduard Labitzky gebaut, aber erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in das Haus von Matice opavská integriert. Zwischen 1948 und 1989, als das Haus Staatseigentum war, diente es als Schulküche und Schulhort, Kunstvolksschule, Filiale des Tschechoslowakischen Rundfunks Ostrava und Archiv einer Baufirma. Obwohl das Gebäude nach 1989 dem erneuerten Matice opavská zurückgegeben wurde, wird es heute als Schulküche und Sitz einer Anwaltskanzlei genutzt. In den alten gewölbten Kellerräumen ist das Restaurant Matiční restaurace untergebracht. Die Räumlichkeiten des Vereins befanden sich bei der Rückgabe in einem schlechten technischen Zustand. Der gesamte Gebäudekomplex wurde folglich erst 1995 nach einer Generalsanierung wiedereröffnet. Zwischen 2008 und 2009 erhielt das Haus von Matice opavská seine historische Fassade zurück.