Gemeindehaus
Die Geschichte des Gebäudes, von dem das obere Ende der Ostrožná-Straße dominiert wird und das heute unter dem Namen „Gemeindehaus“ bekannt ist, beginnt 1911, als die örtliche Filiale der Österreichisch-ungarischen Bank, die bis dahin in der heutigen Masarykova-Straße gesessen hatte, das ehemalige Haus des Bankiers Konrad Krappe kaufte. An der Stelle dieses Hauses wurde dann der neue Sitz der Bank gebaut.
Der Entwurf des neuen Bankgebäudes geht auf den Wiener Architekten Rudolf Eisler zurück, der von der Wiener Zentrale der Österreichisch-ungarischen Bank engagiert wurde. Der Neubau sollte sich in das urbanistische Konzept des ehemaligen Stadtingenieurs Eduard Labitzky fügen, der nach dem Vorbild der Wiener Ringstraße eine ringförmig um das Stadtzentrum führende Straße entworfen hatte. Das neue Bankgebäude sollte in die Reihe von öffentlichen Gebäuden und Schulen eingefügt werden, die sich zwischen der Sparkasse und dem Sitz der Handels- und Gewerbekammer befanden. Zugleich sollte sich die Bank an der Veränderung der Konzeption der Ostrožná-Straße beteiligen, aber dieser Plan sollte letztlich nicht realisiert werden. Der Neubau hatte auch einen hohen symbolischen Wert und sollte, ähnlich wie die anderen öffentlichen Gebäude, den repräsentativen Charakter der schlesischen Landeshauptstadt hervorheben. Mit der Realisierung des Bauvorhabens wurde die Firma Alois Geldner beauftragt und die Bauarbeiten dauerten von 1914 bis 1918, wobei sie durch die Kriegsereignisse verkompliziert wurden.
Der Architekt Rudolf Eisler – ein treuer Schüler Friedrich Ohmanns, der ihn an der Wiener Akademie unterrichtet hatte – entwarf das Bankgebäude im Stil des Neobarock, ließ sich aber auch vom Neoklassizismus, der Wagner-Moderne und dem Neobiedermeier beeinflussen. Das Gebäude hat drei Geschosse mit zwei senkrechten Quertrakten und einem kleinen Innenhof auf der Nordseite. Die dreiachsige Vorderfassade ist zur Ostrožná-Straße gerichtet und durch den Eingangsrisalit mit zwei ionischen Säulen gegliedert. Weitere vier Säulen befinden sich auf der Südseite des Gebäudes und unterstützen ein gewaltiges Gesims zwischen dem zweiten und dritten Geschoss. Über der geschnitzten Eingangstür, die von stilisierten Löwenfiguren flankiert wird, befindet sich ein Balkon mit den Statuen von einem unbekannten Bildhauer, die den Handelsgott Mercurius und die Fruchtbarkeitsgöttin Ceres darstellen und von zwei Kinderfiguren begleitet werden. Eine zweite allegorische Darstellung der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres, die sich früher im Stadtpark befunden hat, steht heute vor dem Haupteingang ins Gebäude. Das Erdgeschoss des Gebäudes, das über die Treppe von der Eingangshalle erreicht werden konnte, wurde als Wohnraum genutzt. Über das zentrale Treppenhaus mit einem rechteckigen Treppenauge gelangte man ins erste Geschoss, das als öffentlicher Raum der Bank genutzt wurde. Das zweite Geschoss diente dem Vorsitzenden der Bank als Wohnung.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt und musste dringend saniert werden. Der historische Wert des Objekts wurde in den 1960er und 1980er Jahren durch unsensible Baueingriffe vermindert. Seit den 1960er Jahren diente das Gebäude der Tschechoslowakischen Staatsbank, seit 1990 wurde es von der Commerzbank genutzt. Eine neue Funktion erhielt das Objekt nach 2005, nachdem es von der Stadt Opava gekauft worden war, um für kulturelle Zwecke genutzt zu werden. Zwischen 2008 und 2009 wurde das Gebäude rekonstruiert, wobei der Fokus auf der Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt lag. Die Fassade wurde mitsamt den Schmuckelementen wiederhergestellt, das Blechdach wurde durch ein Ziegeldach aus gebrannten glasierten Ziegeln ersetzt und die Umgebung des Gebäudes wurde neu gestaltet. In Übereinstimmung mit den Forderungen des Denkmalschutzes wurde auch das Interieur saniert, wobei der Fokus auf der Aufrechterhaltung des Treppenhauses und der alten Bankhalle lag. Das Gebäude dient heute als Sitz der Kulturorganisation Opava. Im Souterrain ist der Musikklub „Klub Art“ untergebracht, im ersten Geschoss befinden sich der für gesellschaftliche Veranstaltungen genutzte Bürgermeistersaal und ein Kaffeehaus, im zweiten Geschoss ist die ständige Ausstellung zur Geschichte der Stadt Opava untergebracht und im dritten Geschoss befinden sich ein nach dem Bürgermeister Schössler benannter Salon und eine Ausstellungsgalerie.