Öffentlicher Verkehr in Opava

Informationen zum Nahverkehr in Opava: www.mdpo.cz

Informationen zu Tickets und Preisen: https://www.mdpo.cz/jizdni-rady

Schema des Liniennetzes in Opava: https://www.mdpo.cz/jizdni-rady

 

Aus der Geschichte des Nahverkehrs in Opava

Die Entstehung der Straßenbahn in Opava wird in der Regel mit der Entstehung des hiesigen Kraftwerks in Verbindung gebracht. Obwohl beide Ereignisse in der Tat eng zusammenhängen, spielt nicht das Kraftwerk, sondern die Straßenbahn die Hauptrolle. Es liegt auf der Hand, dass sich die Idee des Nahverkehrs in Opava schrittweise entwickelte und dass sie in einem breiten, die Grenzen der Stadt übergreifenden Kontext betrachtet werden muss. Auch der Weg von der Entstehung der Idee zur Realisierung des Projekts war nicht leicht und dauerte relativ lange. Ausschlaggebend war in diesem Zusammenhang die Sitzung des Stadtrates vom 11. Oktober 1899, an der die Einführung einer Straßenbahn in Opava für wünschenswert erklärt wurde. Seit Dezember 1900 beschäftigten sich die Stadtväter mit dem Angebot des Olmützer Ingenieurs Rudolf Haensel, der in Opava ein Kraftwerk bauen wollte, um sowohl die Straßenbahn als auch die Straßenbeleuchtung mit Strom versorgen zu können.

Am 28. Dezember 1904 wurde im Reichsgesetzblatt unter der Nummer 159 die Verordnung des Eisenbahnministeriums vom 20. Dezember 1904 über „die Erteilung der Konzession zum Bau und Betrieb einer schmalspurigen, elektrisch betriebenen Kleinbahn auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Opava“ veröffentlicht. Am 1. November 1905 wurde aus Studénka der erste Wagen geliefert, auf den in schneller Folge die übrigen Wagen folgen sollten. Die Wagen wurden per Eisenbahn nach Opava transportiert.

Aufgrund des positiven Ergebnisses der kommissionellen Prüfung genehmigte das Eisenbahnministerium in Wien am 4. Dezember 1905 den Betrieb einer schmalspurigen, elektrisch betriebenen Bahn auf dem Gebiet von Opava. Zugleich genehmigte die Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen die Benutzung von Motorwagen sowie der Wagenhalle und den übrigen Betriebsräumlichkeiten. An demselben Tag wurde die Straßenbahn in Opava feierlich in Betrieb genommen. 1912 wurde das ursprüngliche Streckennetz der Straßenbahn erheblich verändert. Der Stadtrat ging auf die berechtigten Forderungen der Passagiere ein und beschloss die Verlängerung der alten und den Bau einer neuen Strecke. In demselben Jahr wurden drei neue Motorwagen mit den Nummern 10-12 in Betrieb gesetzt. Der Fuhrpark bestand damals aus 12 Motorwagen und 5 gezogenen Wagen. Die Gesamtlänge des Streckennetzes sollte sich nach 1912 nicht mehr verändern. Es wurde zwar über den Bau einer weiteren Strecke diskutiert, aber dieses Projekt sollte nie realisiert werden.

Anfang Mai 1941 begann sich der Stadtrat mit der weiteren Entwicklung des Nahverkehrs in Opava zu beschäftigen. Ing. Heller legte in seinem Bericht den Stadtvätern mehrere Gründe vor, aufgrund derer sich die Leitung des Nahverkehrsbetriebs entschieden hatte, die bestehenden Straßenbahnen durch Oberleitungsbusse zu ersetzen. Die Straßenbahn zeigte sich schon damals als unzureichend und die Betriebseinrichtung als veraltet. Wegen der immer schwierigeren Kriegslage Deutschlands wurde das Projekt nicht realisiert. Die gesamte Besatzungszeit war folglich für das Kraftwerk und die Straßenbahn in Opava eine Zeit der Stagnation. Erst 1948 wurde das Streckennetz teilweise ausgebaut.

Während der Befreiungskämpfe vom 21. bis 24. April 1945 wurden die Oberleitungen ebenso wie die Kabelleitungen schwer beschädigt, die Strecken wurden unter den Trümmern verschüttet und die gesamte Straßenbeleuchtung wurde zerstört. Die Stadt hatte dennoch Glück, da die Objekte des Kraftwerks unbeschädigt geblieben waren. Nach dem Krieg entwickelte sich die Straßenbahn in Opava weiter, konnte aber trotz des großen Einsatzes aller Mitarbeiter des Verkehrsbetriebs die Anforderungen der Passagiere nicht mehr erfüllen. Nachdem die Straßenbahn erneuert (in den Stand vor dem Ende des Krieges gesetzt) worden war, schien es so, als ob sie bei verminderter Bevölkerungszahl immer noch ihrem Zweck hätte dienen können. Die Passagierzahlen erreichten jedoch schon bald das Niveau aus der Zeit des Krieges.

Seit 1956, nachdem am 22. April die letzten vier Straßenbahnen durch die Stadt gefahren sind, gehören die Straßenbahnen in Opava der Vergangenheit an. Zum neuen Symbol des Nahverkehrs in Opava wurden die Oberleitungsbusse, von denen die ersten sechs am 24. August 1952 in Betrieb kamen. Obwohl sich zeitgleich der Busverkehr entwickelte, sollte das Stadtbild von Opava von den Oberleitungsbussen geprägt werden. Die Aufgabe der Busse sollte auch in der Zukunft die Verbindung der Innenstadt mit den Randgebieten und den anliegenden Gemeinden bleiben.

Die Entwicklung des Oberleitungsbusverkehrs wurde durch die Nutzung der Stromrichteranlage auf dem Fischmarkt begünstigt. Diese Anlage sollte nach der schrittweise durchgeführten Rekonstruktion des Leitungsnetzes und der Ersetzung des Gleichstroms durch den Wechselstrom im Jahr 1951 außer Betrieb gesetzt und demontiert werden. Stattdessen wurde sie an den Verkehrsbetrieb übergeben und durch eine passende Adaption an das Oberleitungsbusnetz angeschlossen.

Die fünf Jahre dauernde, schrittweise durchgeführte Ersetzung des alten Gleisnetzes brachte im Endeffekt die Erhöhung der Geschwindigkeit sowie des allgemeinen Niveaus des Nahverkehrs. Einen erheblichen Anteil hatten daran auch die ersten gelieferten Oberleitungsbusse Škoda 7 Tr 3, die damals zu den modernsten Fahrzeugen dieser Art gehörten. Der Fuhrpark bestand anfangs aus sechs Oberleitungsbussen, 1953 kamen weitere drei und im nachfolgenden Jahr waren bereits 12 Oberleitungsbusse in Betrieb.

Von März bis Dezember 1962 wurde im Nahverkehr in Opava der Selbstbedienungsbetrieb schrittweise eingeführt. Die Schaffner wurden abgeschafft und die Fahrgäste selbst warfen das entsprechende Fahrgeld in die Kasse beim Fahrer. Damit hängt auch die Veränderung des Einsteigens zusammen. Statt wie früher durch die Hintertür einzusteigen, stiegen die Fahrgäste nun durch die Vordertür ein. Die Fahrer begannen gleichzeitig die Abonnementfahrkarten und Freikarten zu kontrollieren und stellten Umsteigefahrkarten aus. Die Einführung dieses Systems war eindeutig billiger und wirtschaftlich zweckmäßiger.

Am 1. Januar 1983 wurde der Einsteigetarif eingeführt. 1984 wurde der Bau der Oberleitungsbusstrecke nach Kylešovice begonnen und die Montage der Stromrichteranlagen in der Čajkovský- und Kylešovská-Straße wurde abgeschlossen.

Seit dem 12. August 1997 wurden die Fahrzeuge schrittweise mit automatischen Kassen ausgestattet, die neben der Münzenzahlung auch die Ausgabe der Fahrkarten und die Benutzung der Chipkarten ermöglichten. Seit dem 16. August 1997 traten eine neue Verkehrsordnung und ein Zonentarifsystem in Kraft und die Revisoren begannen, die Fahrkarten stichprobenweise zu überprüfen.

Im September 2002 wurde nach langen 15 Jahren das neue Areal des Verkehrsbetriebs in Kylešovice vollendet. Die Bauarbeiten wurden auf der grünen Wiese bereits 1987 begonnen. In den nächsten zwei Jahren wurden die Garagen für 48 Oberleitungsbusse mit 16 Oberleitungsspuren vollendet, das Areal wurde teilweise mit Oberleitungen versehen und der Kesselraum wurde fertiggebaut. Das ursprüngliche Projekt entsprach dem Geist seiner Entstehungszeit und wirkte partiell megalomanisch. Seit dem Beginn der 1990er Jahre verzögerten sich die Bauarbeiten wegen der Finanzierungsprobleme und 1994 wurde der Bau finanziell unhaltbar. Das unvollendete Objekt wurde konserviert und blieb es bis 2001, als die Vollendung des Areals beschlossen wurde. Die Oberleitungsbusse zogen in die neue Wagenhalle im Herbst 2002 um. Das Buszentrum zog im Januar 2003 von der Rybářská-Straße in das neue Areal um.

Am 20. Oktober 2013 brach in der Wagenhalle in Kylešovice ein Brand aus, der 7 Oberleitungsbusse zerstörte und einige andere Oberleitungsbusse und Busse, die sich in der gemeinsamen Halle befanden, beschädigte. Die Ursache für diesen Brand war ein Defekt an einem der Oberleitungsbusse.

Die Bedeutung des städtischen Nahverkehrs für die nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität in der Stadt steht außer Frage. Der Städtische Verkehrsbetrieb Opava ist bestrebt, das Niveau der angebotenen Dienstleistungen ständig zu erhöhen, und zwar nicht nur im Bereich der Technologien, sondern vor allem im Bereich der Qualität, mit besonderem Fokus auf der Zufriedenheit der Fahrgäste. Das Verkehrssystem sollte sich in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Stadt entwickeln und die Zufriedenheit des Kunden anstreben – sowohl der Fahrgast als Nutzer als auch die Stadt als Besteller müssen zufrieden sein. Die hundertjährige Geschichte zeigt genauso wie die Gegenwart und die Zukunftspläne, dass ein moderner, effektiver Verkehrsbetrieb kein überflüssiger Luxus, sondern ein fester Bestandteil des Opava des 21. Jahrhunderts ist. 

 

Quelle: 100 let městské dopravy v Opavě, 2005