Unternehmer

Weinstein David

* 24.1.1874 Hodolany bei Olmütz – + 4.8.1939 Prag
Unternehmer, Kommerzrat, Großhändler, Mitgründer der Handelsgesellschaft „Breda et Weinstein“ in Troppau, Bauherr des Geschäftshauses Breda in Troppau.

David wurde in eine Geschäftsfamilie geboren und zog mit 18 Jahren nach Troppau. Zusammen mit seinem israelischen Gefährten Max Breda gründete er zu Beginn des Jahres 1898 die offene Handelsgesellschaft Breda et Weinstein (im Folgenden nur BeW), um Geschäfte mit Kurz-, Strick- und Galanteriewaren zu betreiben. Ab 1910 war Weinstein der einzige Besitzer des Unternehmens, Max Breda war aufgrund seiner Erkrankung zurückgetreten.

Der Geschäftserfolg ermöglichte David Weinstein die Firma in weitere gewerbliche Formen zu entwickeln. Nach dem Projekt des weltberühmten Architekten Leopold Bauer ließ er auf einer Fläche von 1536 m2 das erste achtstöckige Geschäftshaus in der Tschechoslowakei erbauen. Unter Führung des Architekten Oto Reichner entstand innerhalb unglaublicher 14 Monate dank der Mitwirkung von mehreren Firmen ein wirkliches Wahrzeichen der modernen amerikanischen Architektur mit gotischen Elementen des Spitzbogens in Troppau. Den Weihnachtsverkauf im Jahre 1928 organisierte David Weinstein bereits im neuen Geschäftshaus. Er hatte das Geschäft sowie die Produktion dauerhaft erweitert. Damals wurde sein Vermögen auf 18 Millionen Kronen geschätzt. Der Wohlstand dauerte jedoch nicht lange an. Kurz nach der Nazi-Besatzung der Grenzgebiete wurde aufgrund der Ermächtigung des Reichskommissars für Sudeten sein Angestellter, der Geschäftsmann Quido Preuss, zum Verwalter seines Unternehmens. David Weinstein flüchtete zusammen mit seiner Familie nach Prag, wo er unter dem Druck des rassistischen Terrors mit seiner Ehefrau Selbstmord begangen haben soll. Ihre Nachfahren leben heute in Israel.
 

Breda Max

* 22.9.1863 in Boskovice – + 24.10.1914 Troppau
Unternehmer, Kaufmann, Mitgründer der Handelsgesellschaft „Breda et Weinstein“ in Troppau.

Er stammte aus einer großen israelischen Gemeinschaft in Boskovice (dt. Boskowitz). Nach Troppau kam er als reisender Kaufmann im Jahre 1894. David Weinstein, mit dem er zu Beginn des Jahres 1898 die offene Handelsgesellschaft Breda et Weinstein (im Folgenden nur BeW) gründete, lernte er in der jüdischen Synagoge kennen. Wegen einer Berufskrankheit stieg er Ende 1910 aus dem Unternehmen aus, beharrte aber auf die Erhaltung des Firmennamens und einen Anteil für seine Söhne. Sein Partner David Weinstein blieb der einzige Besitzer der Firma.
 

Weisshuhn Carl

* 27.2.1837 Rybnik (P) – + 4.1.1919 Troppau
Unternehmer, Gründer und Besitzer der Papierfabrik in Žimrovice (dt. Zimrowitz) und Svoboda nad Úpou (dt. Freiheit).

Carl zog nach dem Erwerb der Allgemeinbildung, dem Absolvieren des Berufspraktikums im Bauwesen und dem Pflichtwehrdienst in der preußischen Armee zusammen mit seinem Bruder Paul im Jahre 1861 nach Österreichisch-Schlesien. Kurz danach mieteten sie eine verlassene Mühle. Bald bauten sie ein Sägewerk dazu und beschäftigten sich neben dem Handel mit Holz auch mit der Bautätigkeit, unter anderem bauten sie Straßen und Eisenbahnstrecken in ganz Schlesien und Mähren aus. Als besonders geldbringend zeigte sich die Herstellung von Eisenbahnschwellen. Nach zehn Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit war es aus praktischen Gründen nicht mehr möglich, auf Dauer „fern von der Zivilisation“ zu leben, deshalb zogen die Brüder mit ihren Familien nach Troppau um.

In Troppau gehörten die Gebrüder Weisshuhn zu den angesehenen Mitgliedern der hiesigen evangelischen Gemeinde. Mit 54 Jahren beschloss Carl Weisshuhn eine Papierfabrik zu erbauen. Den Ausbau der Papierfabrik inkl. des sehr anspruchsvollen Wasserkanals realisierte er in den Jahren 1888–91 in der Nähe von Troppau. Das erste Sortiment, das Verpackungspapier wurde später durch Papiersäcke, Beutelschläuche, Papierteppiche und weiteres erweitert. Der Papiertransport nach Troppau erfolgte anfangs zweimal pro Woche auf Pferdewagen, nachdem zwischen Troppau und Grätz (Hradec nad Moravicí) die Eisenbahnlinie gebaut war, wurde die Ware auf Waggons umgeladen. Letztlich wurde entschieden, im Jahre 1914 eine Schmalspurbahn zu bauen, die vom Grätzer Bahnhof entlang der Straße direkt in das Werk führte. Aus den Geschäftserträgen hatte er die Produktion stets erweitert, z. B. baute er eine weitere Papierfabrik aus. Er war Befürworter des technischen Fortschritts und besaß als erster Troppauer ein Automobil. Über das erfüllte Leben von Carl Weisshuhn berichtet in ihren Büchern auch seine Enkelin, die berühmte Schriftstellerin Joy Adamson.

 

Fiedor (Fidor) Kasper Melchior Baltazar

* 5.1.1811 Ostrau – +16.12.1879 Troppau
Unternehmer, Tuchmacher, Oblatenhersteller und Gründer des Unternehmens Fidor, heute Opavia.

Den Ruhm verdanken die Troppauer Oblaten seiner Ehefrau Amalie Fiedor. Sie wollte dem Wohlstand der Familie helfen, denn ihr Ehemann Kasper konnte sich in der starken Tuchmacher-Konkurrenz nicht spürbar durchsetzen. Ab 1840 begann sie für die auf der Promenade spazierenden Troppauer in einer Eisenzange über offenem Feuer die Karlsbader Zuckeroblaten zu backen. Sie führte das Backen der Oblaten jedoch nicht ein, sondern war wahrscheinlich die Nachfolgerin eines anderen Bäckers aus ihrer Verwandtschaft. Ihr Sohn Theodor führte nämlich im Werbelogo das Jahr 1830 als das Datum der Firmengründung auf. Kasper Fidor beendete schon bald das Weberhandwerk und wurde nur noch Oblatenhersteller. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Theodor das Gewerbe. Er setzte im Geiste der Familientradition das Oblatenbacken fort, aber diesmal erfolgte die Produktion bereits in Fabrikverarbeitung. Leider ist Theodor Fiedor früh gestorben und so blieb die Sorge um seine drei kleinen Kinder und die Fabrik der verwitweten Gattin Maria. Sie zeigte sich aber als eine wahre Persönlichkeit. Sie ließ die Fabrik mit Hochleistungsmaschinen ausstatten und erweiterte das Sortiment sowie das Marktgebiet. Die Nachfrage überstieg das Angebot und so musste die Fabrik innerhalb Troppau umziehen. Das Unternehmen zog im Jahre 1997 in den Stadtteil Vávrovice, wo es seinen Sitz bis heute hat.